14
Die Reformationszeit.
6. Der Schmalkaldner Krieg. Moritz von Sachsen.
1. Kaiser Karl hatte bald gegen Franzosen und Türken, bald gegen die Seeräuber Nordafrikas zu kämpfen.
Denn ihm als dem Herrscher Spaniens und Unteritaliens lag die Seepolizei auf dem Mittelmeer ob: gegen die Räuberstaaten -tunis und Algerien hatte er den Handel seiner Länder zu schützen.
Inzwischen bildeten sich weitere Landeskirchen: so in Württemberg und Brandenburg.
Von einem neuen Kriege gegen Franz I. siegreich heimkehrend, schickte sich der Kaiser an, als Schirmvogt der Kirche die Glaubenseinheit herzustellen.
* *£)ie längst begehrte und verheißene Kirchenversammlung
war in Trient zusammengetreten. Die Protestanten blieben ihr fern, weil sie nur feindselige Beschlüsse zu gewärtigen hatten. So □ brach der Krieg aus: der Papst unterstützte den Kaiser.□
Päpstliche und spanische Truppen rückten gegen die Schmalkaldner heran,- die Reichsacht erging gegen Johanns des Beständigen Sohn Johann Friedrich und den Landgrafen Philipp von Hessen; der junge Herzog Moritz von Sachsen trat, unbekümmert um sein protestantisches Bekenntnis, aus Ehrgeiz auf die Seite des Kaisers. Während die „Schmalkaldner" mit großen Heeresmassen in Schwaben standen, brach Moritz in Kursachsen ein. Johann Friedrich eilte heim, und Oberdeutschland mit seinen Städten unterwarf sich.
2- Im Frühjahr zog Karl links der Elbe hinunter, dem von Johann Friedrich bedrängten Moritz zu Hilfe. Während Johann 1547 Friedrich in Mühlberg dem Sonntagsgottesdienst anwohnte, holten Spanier vom rechten Ufer die Kähne herüber, deren sie zum Bau einer Brücke bedurften, und überschritten den Fluß. Aus der Kirche tretend, sah der Kurfürst sein Heer in voller Flucht. Mittels einer Leiter erstieg der beleibte Fürst sein Schlachtroß, wurde aber gefangen. Der Kaiser empfing ihn ungnädig. Mit Seelenruhe nahm er sein Todesurteil wie nachher dessen Umwandlung in „ewige Gefangenschaft" entgegen. Im Dulden verdiente er sich den Beinamen des „Großmütigen". Sein Land mit der Kurwürde erhielt Moritz.
Landgraf Philipp fühlte sich zu schwach, den Krieg allein weiterzuführen ; er tat Abbitte vor dem Kaiser. Auch er wurde in Hast genommen.
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86
Das Zeitalter Ludwigs Xiv.
kamen jetzt Butter-, Fleisch-, Perücken-Inspektionen, deren Inhaber
□ den Kaufpreis für ihr Amt dem Volke wieder auszupressen suchten. □
Ludwig Xiv. war seit Jahren zum Frieden geneigt. Aber die Forderungen der Verbündeten erschienen ihm unvereinbar mit seiner Ehre.
* *Das schwerste Hindernis des Friedens war die Selbstsucht der Seemächte; England hatte unter dem Kriege gar nicht zu leiden. Es verlangte die ganze spanische Erbschaft für Josephs Bruder Karl, für sich selbst große Handelsvorteile und zu deren Stütze mehrere feste Punkte am Kanal und im Mittelmeer sowie in den Kolonien; zuletzt stellten die Seemächte die Forderung auf, Ludwig solle seinen Enkel selbst aus Spanien vertreiben helfen, falls Philipp V. dem Habsburger nicht
□ freiwillig weiche. □
6. Da starb Kaiser Joseph I., Leopolds I. Sohn, an den Blattern, wie in denselben Tagen der Dauphin. Vale Imperator! (Fahr wohl, Kaiser!) soll er ausgerufen haben, als die Art der Krankheit festgestellt wurde. Sein Bruder Karl, der zum König von Spanien bestimmt war, wurde Kaiser. Damit nun nicht die Ländermassen Österreichs und Spaniens vereinigt würden, schloß Königin Anna, Wilhelms Iii. Schwägerin, ohne Rücksicht auf die Verbündeten den Frieden zu Utrecht.
In England waren soeben die Whigs gestürzt worden, die Partei der Städte und des Handels, und mit ihnen Marlborough. Königin Anna wendete sich den Tories zu, der Partei der Großgrundbesitzer, die bei der langen Dauer des Kriegs immer tiefet in Schulden gerieten. Gerade im entscheidenden Augenblick rief sie ihre Truppen ab; allerdings leisteten die deutschen Söldnergenerale dem Befehl
□ keine Folge. □
Philipp V. erhielt Spanien mit Indien, der Kaiser, als er in Rastatt dem Frieden beitrat, die europäischen Nebenländer. Seine Herrschaft reichte vom Ätna bis zur Nordsee.
7. England bekam von Frankreich die Länder an der Hudsonbai, von Spanien die Meeresfeste Gibraltar, die seine Flotte weggenommen und Prinz Georg von Hessen sieben Monate lang verteidigt hatte.
* * Außerdem erlangte England Handelsverträge, die ihm die Herrschaft über Land- und Seehandel sicherten, insbesondere den
□ ausschließlichen Sklavenhandel nach den spanischen Kolonien. □
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Friedrichs Ii. Rüstungen. V 513—61.
113
und Pflichtgefühl einzupflanzen. Er war ein Erzieher seines Volkes, wie es nur je ein großer König gewesen ist.
* * „Wirklich große Fürsten haben stets ihr eigen Ich vergessen, um
nur an das Gemeinwohl zu benfen, das heißt, sie haben jeber Voreingenommenheit sorgsam sich entwöhnt, um ihre wahren Interessen um so mehr zu erfassen": so schrieb Friedrich als Kronprinz. Das Wort: „Der Staat bin ich," hatte auch bei ihm Geltung, aber in ganz anderem Sinn als bei Ludwig Xiv. Friedrich erkannte, daß das Wohl des Monarchen irrt Wohl des Volkes inbegriffen sei. Daher nennt man seine Regierungsform im Gegensatz zu
□ der des „Königs Sonne" den „aufgeklärten Absolutismus". □
6. Friedrich Ii. im Siebenjährigen Kriege 1756—1763.
1. Maria Theresia hoffte noch immer, den „bösen Mann" zu bemütigen und ihrem habsburgisch-lothringischen Erzhause die Vorherrschaft über Deutschland zurückzugewinnen, die in dem „Ebelstein" Schlesien verkörpert schien. Darum traf sie mit Frankreich und der Kaiserin Elisabeth von Rußlanb sowie mit Sachsen Abrebe zur Erniebrigung des „Markgrafen von Branbenburg".
* , * Seit dem Dresbner Frieden mußte Friedrich auf einen neuen
Krieg gefaßt sein. Maria Theresia und ihr Kanzler Kaunitz dachten ihm das Schicksal Heinrichs des Löwen zu; die Kaiserin von Rußlanb aber, Peters des Großen jüngste Tochter Elisabeth, grollte ihm wegen wirklicher ober angeblicher Spottreben des Königs, die man ihr hinterbracht hatte.
Rußlanb hatte mit England ein Vünbnis geschlossen. Da vereinbarte Friedrich mit England einen Vertrag zu Westminster, um den russischen Bären an die Kette seines englischen Führers zu legen; ohne russische Hilfe, glaubte er, rveröe Österreich ihn nicht angreifen. Inzwischen aber hatte Kaunitz seine Herrin an den Gebanken gewöhnt, den alten Gegensatz zwischen Frankreich und Habsburg zu überwinben. Eben bamals führte Frankreich in Norbamerika und Inbien gegen England einen Kolonialkrieg, und so schloß es gegen Friedrich als Englanbs Verbünbeten mit Österreich zu Versailles
□ ein Bünbnis, dem auch Rußlanb beitrat. D
Umfajsenbe Rüstungen Rußlanbs und Österreichs belehrten Friedrich, daß ein Weltkrieg gegen ihn im Werke sei.
^Friebrichs Gesanbter richtete an die Kaiserin und ihren Kanzler
kell« r. Geschichte. Ausgabe L. Teil Iii. g
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Extrahierte Ortsnamen: Friedrichs Deutschland Frankreich Sachsen England England Westminster Frankreich Habsburg Frankreich Norbamerika England Versailles Rüstungen_Rußlanbs
Der Große Kurfürst gegen Frankreich und Schweden. Iv 63—6. 75
die Nachricht von dem Frieden, den Holland und der Kaiser zu Nimwegen mit Frankreich geschlossen hatten.
* O Mittlerweile war nämlich Zurenne in einer Schlacht am Rhein, bei Gasbach in Baden, gefallen, die Franzosen wichen ins Elsaß zurück. Aber Spanien und die „Staaten" erlahmten. In Sonderverhandlungen gelangte Frankreich erst mit Holland, das einen günstigen Handelsvertrag erhielt, dann mit Spanien zu einem Frieden, in dem es die Freigrafschaft Burgund erhielt. Der Kaiser war im Rücken von dem mit Frankreich verbündeten Polenkönig Johann Sobieski bedroht und ohnehin dem Kurfürsten nicht freundlich gesinnt: einer seiner Räte sprach verächtlich von dem „Vandalenkönig an der Ostsee". So gab er den Kurfürsten den Franzosen preis, ja
□ er gestattete ihnen freien Durchzug durchs Reich gegen Brandenburg, lü
Da nutzte auch Kurfürst Friedrich Wilhelm Frieden machen, weil er den Franzosen und Schweden fast allein gegenüberstand. Im Vertrag zu St. Germain mußte er alle seine Eroberungen, auch Stettin, herausgeben.
* *2iuf einer Denkmünze, die er auf den Friedensschluß prägen ließ, steht der Virgilsche Vers: Exoriare aliquis nostris ex ossibus ultor: Steige herauf aus meinem Gebein, wer du seiest, mein Rächer!
Voll Bitternis gegen die Verbündeten, die ihn verlassen hatten, ging Friedrich Wilhelm nunmehr einen Vertrag mit Frankreich ein, das ihm zum Besitz Pommerns verhelfen sollte. Ludwig zahlte ihm ein Iahrgeld, dessen er bei der Armut und Erschöpfung seines Kurstaats zum Unterhalt seiner Regimenter dringend bedurfte. Erst die Aufhebung des Edikts von Nantes führte ihn auf seinen richtigen
□ Platz zurück. □
6. Frankreich galt als die erste Großmacht Europas. Ludwig Xiv. benutzte die Schwäche des deutschen Reiches, um alle Städte und Dörfer, Höfe und Wälder, die jemals wirklich oder angeblich zu einem der an Frankreich abgetretenen Landesteile gehört hatten, damit „wieder zu vereinigen", zu „reunieren".
* * Ludwig nahm den zehn elsässischen Reichsstädten (Colmar, Hagenau, Landau), die ihm der Westfälische Friede überantwortet hatte, gewaltsam ihre Freiheit und ihre Wälle, ähnlich wie deutsche Fürsten andre Reichsstädte, die an ihr Gebiet grenzten, zur Huldigung zwangen. Eigene Reunionskammern, die er nach diesen Erfolgen bei den Parlamenten in Metz, Breisach und Bisanz (Besanyon) er-
1679
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80
Das Zeitalter Ludwigs Xiv.
Pfalz war kinderlos gestorben. Seine Schwester Elisabeth Charlotte (Liselotte) war mit Ludwigs Bruder, dem Herzog von Orleans, vermählt. Im Namen ihres Gemahls, aber gegen ihren Willen, erhob Ludwig Ansprüche aus die Pfalz.
* *Auf die Nachricht von der ersten Eroberung Belgrads erließ Ludwig Xiv. die Kriegserklärung gegen den Kaiser, dessen Macht bedrohlich anwuchs. ,,La foiblesse de l’Empereur faisoit la grandeur de la France“, schrieb ein aufrichtiger französischer Zeitgenosse.
Karl Ludwigs Sohn, Kurfürst Karl, war der letzte Sprößling des Hauses Pfalz-Simmern gewesen. Das Land fiel mit der Kur an die katholische Linie Pfalz-Neuburg. Nun erhob Ludwig für Liselottens Gemahl Ansprüche auf die Allodialgüter, den Eigenbesitz des verstorbenen Kurfürsten. Zugleich erwirkte er die Besetzung des Kölner Kurstuhls durch einen von ihm abhängigen Straßburger Domherrn, dessen Wahl der Papst verwarf; ferner verlangte er, daß der Kaiser die „Reunionen" endgültig anerkenne.
Kaiser Leopold blieb fest und entschloß sich, zwei große Kriege zu gleicher Zeit auf sich zu nehmen. Diesmal aber trat kein Reichs-
□ fürst auf Frankreichs Seite. Der Reichskrieg wurde beschlossen.^
Schon hatten die Franzosen ohne Kampf die Pfälzer Städte am Rhein besetzt und damit den Pfälzer Krieg begonnen. Auch auf der rechten Seite des Rheins stießen sie auf wenig Widerstand, weil die deutschen Streitkräfte fast alle in Ungarn standen. Sengend und brennend streiften sie bis in die Gegend von Stuttgart und Ulm.
2. Im nämlichen Jahre wurde Wilhelm Iii. an Stelle seines Schwiegervaters Jakob Ii. König von England.
* O Karls Ii. Bruder Jakob Ii. war katholisch geworden; immer deutlicher trat sein Streben zutage, seiner Kirche die Herrschaft über Großbritannien und Irland wieder zu verschaffen. Darum vertrieben ihn die Engländer und riefen seinen Schwiegersohn Wilhelm Iii. von Oranien herbei. Während der Nachfolger des Großen Kürfürsten ihm mit seinem Heer den Rücken deckte, fuhr der Oranier nach England hinüber wie einst Wilhelm der Eroberer; die Flagge seines Admiralschiffes hatte die Inschrift: Pro religione protestante, pro libero parlamento. Mehr als je erblickte er seine Lebensaufgabe in
□ dem Kampfe gegen die unersättliche Herrschsucht des Franzosenkönigs. □
Als Oberhaupt beider „Seemächte" (England und Holland) trat Wilhelm Iii. mit seinem Vetter, dem Kurfürsten Friedrich Iii. von
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82
Das Zeitalter Ludwigs Xiv.
Liselotte fühlte sich von jeher durch die „Zeremonien" und „Lappereien" am Hofe des „großen Mannes" herzlich „troublieret"; die Leichtfertigkeit und Unwahrhaftigkeit der Großen bekümmerte sie tief. Jetzt sah sie Tag und Nacht die Bilder der Verwüstung vor Augen. „Sollte man mir das Leben darüber nehmen," schrieb sie, „so kann ich doch nicht lassen zu beweinen, daß ich sozusagen meines Vaterlandes Untergang bin."
4. Auch Frankreich litt entsetzlich unter dem Kriege. Es vermißte die Eeldkräste und die geistige Regsamkeit der Hugenotten. Aus Not zwang der König die wohlhabenden Hausstände, nach seinem Vorgang ihr Gold- und Silbergeschirr, ihre silbernen Prunktische und Schränke in die Münze zu schicken. Handel, Gewerbe, Landbau stockten. Jahrelang herrschte Teurung: Eltern töteten ihre Kinder, die sie nicht zu ernähren vermochten. Man bezeichnete Frankreich als ein tröst- und brotloses Spital.
1697 Endlich wurde in dem Oranierschlosse bei dem Dorfe Rijswijk unweit des Haag der Friede vereinbart. Ludwig behielt die wichtigsten Reunionen, auch Straßburg, gab aber Breisach an Österreich zurück.
* O Lothringen, das die Franzosen widerrechtlich besetzt hatten, wurde seinem Herzog zurückgegeben; aber Straßburg blieb französisch, so nachdrücklich auch der Kurfürst von Brandenburg und der Markgraf von Baden darauf drangen, daß diese „Zitadelle von ganz
□ Deutschland" wieder ans Reich falle. □
Beide Großmächte wollten ihre Kräfte sammeln zu einem großem Kampf.
9. Der Spanische Erbfolgekrieg 1701—1714.
1. Die spanischen Habsburger starben mit König Karl Ii. aus. Um die ungeheure Erbschaft rangen Karls Schwäger, Kaiser Leopold und Ludwig Xiv., erst in Verhandlungen, dann in einem großen Krieg.
* *Der Spanische Erbfolgekrieg war der größte Erbstreit, von dem die Geschichte weiß. Die von Wilhelm Iii. geleiteten „Seemächte" (England und Holland) wollten das spanische Reich mit seinen Nebenländern in Europa und „beiden Indien" weder an Ludwig Xiv. noch an den Kaiser kommen lassen, damit das „europäische Gleichgewicht" zwischen beiden Großmächten nicht gestört werde.
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Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Frankreich Breisach Lothringen Brandenburg Baden Deutschland Spanische_Erbfolgekrieg England Holland Europa Indien
Karl V. und Franz I. I 36—44.
11
Erbfeind des Reiches: denn es war ringsum von habsburgischem
□ Gebiet umschlossen, m
Sobald Franz frei war und wieder auf französischem Boden stand, brach er den Frieden: „Jetzt bin ich wieder König!" rief er aus, aufs Pferd steigend; der Papst trat auf seine Seite, in der Hoffnung, Italien von der Fremdherrschaft zu befreien. Mit einem Schlage sah sich der Kaiser von Frankreich und dem Papst, von Mailand und Venedig, aber auch von den Türken angefallen, die jetzt seine Grenznachbarn waren.
3. Nun brauchte er auch die Lutherischen. Unter dem Vorsitz Ferdinands gab der Reichstag zu Speier den Ständen anheim, 1526 in Sachen des Glaubens solle jeder es vorläufig so halten, wie
er es ,,gegen Gott und Kaiserliche Majestät" verantworten könne. Alsbald entstanden unter Luthers und Melanchthons Mitwirkung in Kursachsen und in der Landgrafschaft Hessen wie in andern Ländern lutherische Landeskirchen, deren Bischöfe die Landesherren waren.
Auch oberdeutsche Reichsstädte führten die Reformation ein. Das Vermögen der aufgehobenen Klöster wurde hauptsächlich zur Errichtung von Volksschulen verwendet.
In hellen Hausen strömten jetzt die Deutschen, vorab die Lutherischen, dem Kaiser zu, um ihn am Papste zu rächen.
* *Den Führer Jörg Frundsberg jedoch erregte eine Meuterei so schwer, daß er als todkranker Mann heimkehren nutzte. Ein französischer Großer, Karl von Bourbon, der von seinem König abgefallen war, führte die Kaiserlichen Volker, Deutsche und Spanier, vor Rom.
Sie stürmten die ewige Stadt und füllten sie mit Mord und 23er-
□ Wüstung. □
4. Der siegreiche Kaiser aber ließ auf dem zweiten Speierer Reichstag die neue Lehre wieder verbieten. Da überreichten die lutherischen Fürsten eine Rechtsverwahrung, einen „Protest": in Glaubenssachen könne nicht die Mehrheit, nur die persönliche Überzeugung entscheiden. Davon nannte man sie Protestanten. Als nun aber der Sultan Soliman im Vertrauen auf die Uneinigkeit der Deutschen mit „Rennen und Brennen" vor Wien erschien, leisteten sie Hilfe gemäß ihrer Pflicht, die ihnen Martin Luther in zwei Schriften eindringlich vorstellte.
Kaum war wieder Friede, da eilte Karl von Bologna, wo der Papst ihm die Römerkrone aufs Haupt setzte, nach Augsburg auf den
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30
Die Rümpfe der Gegenreformation.
5. Die Armada.
1. Längst waltete Feindschaft zwischen Spanien und England: Philipp unterstützte die Anhänger Marias, Elisabeth die Niederländer wie die Hugenotten.
Nach der Hinrichtung Maria Stuarts baute Philipp Ii. 120 Riesenschiffe, die zum Teil mehrere Verdecke hatten und auf allen Seiten mit Kanonen gespickt waren; auf ihnen fuhren 7000 Matrosen und 17 000 Krieger aus dem Hafen Coruüa. Eine noch zahlreichere Heerschar sollte Alexander Farnese von den Niederlanden aus mitsenden. Durch das ganze Reich wurden Gebete und Bittgänge abgehalten.
2. Zn England ergriffen Katholiken wie Protestanten die Waffen.
* *Mit der Unterwerfung der Niederlande und der Eroberung
Englands hätte Philipp die Herrschaft des Atlantischen Ozeans an sich gebracht und zugleich dem Protestantismus einen tödlichen Schlag versetzt.
Um so entschlossener und einmütiger war die Abwehr: in der englischen Kriegsflotte waren die freiwillig gestellten Schiffe zahlreicher als die königlichen. Admiral der englischen Kriegsflotte war ein eifriger Katholik, Lord Howard von Effingham; unter ihm befehligte Sir Francis Drake, der seit Magalhäes die erste Erdumsegelung gemacht und dabei, wie er sagte, „des spanischen Königs Bart versengt" hatte: er hatte spanische Häfen geplündert und im Hafen von Cadiz spanische Schiffe verbrannt.
Die spanischen Galeeren waren hauptsächlich für die Aufnahme der Infanterie gebaut, deren Schüsse der hohe Bord wirksamer machen sollte; die englischen waren leicht, flink, mit großen Kanonen besetzt: sie ertrugen die Stürme des nordischen Meeres besser als die Kolosse □ der (Spanier. □
3. Hoch zu Rotz, im Harnisch, den Feldherrnstab in der Hand, erschien Elisabeth selbst im Lager an der Themse-Mündung, um „mit dem Körper eines Weibes, der Seele eines Königs" am Kampfe teil-
1688 zunehmen. Als nun die „unbewegliche" Armada (Rüstung, Armee) im Kanal sichtbar wurde, eilten die englischen Segler keck an sie heran, sie belästigend und ihre Ordnung störend; zwischen die ankernden Kolosse ruderten sie nachts alte Schiffe, die sie mit Brennstoffen vollgestopft hatten („Brander"), und zündeten sie an: die Galeeren wichen planlos auseinander und wurden einzeln geentert; etliche liefen auf
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34
Die Kämpfe der Gegenreformation.
* * Dadurch gewährte Heinrich im Todesjahr Philipps Ii. seinen 1598 ehemaligen Glaubensgenossen Zutritt zu allen Würden und Ämtern:
zum erstenmal wurde der Grundsatz der Gewissensfreiheit anerkannt. Der Friede war hergestellt, und Frankreich trat als Großmacht an Spaniens Seite: ein bedeutungsvoller Erfolg, der dem
D König „eine Messe wert" zu sein schien.q
3. Obgleich ein großer Kriegsmann und Feldherr, suchte Heinrich mit Eifer den Frieden zu wahren. „Frankreich und ich," sagte er, „wir bedürfen der Ruhe." Er stellte die zerstörten Brücken und Straßen wieder her und beschäftigte die Arbeitslosen bei den Bauten, mit denen er namentlich sein Paris verschönerte.
* *In Paris baute er eine neue Brücke (den „Pont neuf“) über die Seine und begann den Bau des Louvre-Schlosses. Er legte Landstraßen an und Kanäle mit Schleusen. Er sandte die ersten französischen Siedler nach Nordamerika; Samuel Ehamplain gründete Quebeck. Auch Heinrich bediente sich des Ämterverkaufs; ja er verlieh Erbämter gegen Abgabe des sechzigsten Teils der Einkünfte, die sie brachten. Aber trotz der schweren Steuern, die er forderte, war er der Liebling des Volkes: ein Mann von unverwüst-
□ licher Gesundheit und Fröhlichkeit und voll herzlichen Wohlwollens. □
Am Sonntag, wünschte er, solle jeder Bauer sein Huhn im Topfe haben. Darum schützte er den Landbau, sorgte aber auch für Handel und Gewerbe. Im Hafen von Marseille zählte man bis zu dreihundert Schissen; in Südfrankreich wurde der Seidenbau eingeführt, der heute einer der wichtigsten Erwerbszweige des Landes ist.
In seinen Rat berief er die besten Männer des Reiches, auch wenn sie gegen ihn gefochten hatten oder niedern Standes waren. Denn bei aller Strenge gegen unbotmäßige Gegner verschmähte er die Rache ebenso wie leere Formen; auswärtige Gesandte trafen ihn wohl im fröhlichen Spiel mit seinen Kindern. Im Kriege setzte er sich gern zu seinen Soldaten ans Lagerfeuer und aß von ihrem Schwarzbrot; nicht selten mengte er sich unters Volk, um unerkannt seine Beschwerden zu erfahren.
4. Wie Franz I. erblickte er in dem Hause Habsburg den Erbfeind Frankreichs. Als der Kurfürst von Brandenburg und der Pfalzgraf von Neuburg wegen des Herzogtums Iülich-Kleve-Berg mit dem Kaiser in einen Erbstreit gerieten, entwarf er große Pläne, die Habsburger zu demütigen und Frankreich zur ersten Macht Europas
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52
Das Zeitalter Ludwigs Xiv.
Das Reichskammergericht zu Speier war das einzige tatsächliche Band des Reiches.
Die eigentlichen Herren Deutschlands waren Frankreich und Schweden als Bürgen des Friedens. Jenes erhielt fast das ganze Elsaß nebst Breisach.
5. Lothringen war in den Frieden nicht eingeschlossen und Frankreich preisgegeben. Frankreich wurde außerdem im Besitze der drei lothringischen Bistümer Metz, Toul und Verdun staatsrechtlich anerkannt und erhielt tatsächlich fast das ganze Elsaß bis auf Straß-burg, teils als Eigentum, teils als Reichslehen. Schweden behielt Vorpommern sowie das Erzstift Bremen (ohne die Stadt) und das Bistum Verden und damit das Mündungsgebiet der Weser und der Elbe wie mit Vorpommern die Mündung der Oder nebst Stettin; doch blieben Hamburg und Bremen selbständige Reichs- und Hansestädte. Die Schweiz und die Niederlande wurden als selbständige Staaten anerkannt. Mit der Schweiz war die Quelle, mit den Niederlanden die Mündung des Rheins dem Reich verloren; die Niederländer beherrschten den Handel mit Belgien und mit Deutschland: ein wertvoller Preis ihres 80 jährigen Kampfes gegen Spanien! Deutschlands Ströme mündeten alle auf fremdem Boden.
* 6. *Das Kaisertum war ein bloßer Schatten, Deutschland ein
geographischer Begriff geworden. Nur die Landesfürsten konnten ein neues Deutschland bauen. Das politische und gesellschaftliche Leben □ wurde beherrscht von dem machtvoll aufstrebenden Frankreich.hi
Der blühende Wohlstand, die geistige und sittliche Kraft unseres Volkes war geknickt auf lange Zeit.
Iv. Das Zeitalter Ludwigs Xiv.
1. Die englische Revolution. Oliver Cromwell.
1. In Großbritannien träumte und schrieb der stotternde, unmännliche König Jakob I. von einem göttlichen Königtum, von dem alles Recht ausgehe.
* *Er war ein eifriger Anhänger der Bischöflichen Kirche: no
bishop, no king! war sein leitender Grundsatz. Doch gewährte er den Glaubensgenossen seiner Mutter alle Nachsicht; trotzdem suchten sie ihn in der „Pulververschwörung" samt dem Parlament in die
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